Für Aficionados ist die wichtigste Entdeckung von Christoph Kolumbus in der Neuen Welt natürlich die Zigarre, weit wertvoller noch als das Gold der Azteken.
Als am 4. Novemver 1492 die Gesandten des Admirals, Rodrigo de Jeres und Luis de Torres, in Kuba an Land gingen stießen sie auf Indianer, die ein kleines, glimmendes Holzstück in der Hand hielten. Sie entzündeten damit eine bestimmte Sorte Gräser und räucherten sich ihrem Gebrauch gemäß damit ein.
Ein Jahr später, Kolumbus und seine Mannen waren zurück in Europa, bekam der Tabak seinen ersten Märtyrer: Auf einer Straße mitten in Madrid wird Luis de Torres rauchend von der Inquisition verhaftet und wegen Hexerei zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Da damals die Tabakspfeife gänzlich unbekannt war gibt es guten Grund zu der Annahme, daß Luis de Torres eine Zigarre genoß. Jahre später ließ der spanische Klerus die besten Zigarren der Welt zum eigenen Gebrauch herstellen….
Ein weiterer Entdecker, Amerigo Vespucci, landete auf der Insel Margarita vor Venezuela wo er auf Tabak kauende Indianer traf. 1507 taucht das Wort „Tabak“ erstmals schriftlich in einem seiner Briefe auf. Cortez erreichte 1519 Mexiko und beobachtete Azteken beim Pfeife rauchen; vielleicht waren es aber auch Zigarrenspitzen, in denen gerollte Tabakblätter steckten.
Schon 1520 zirkulierte der Tabak in Sevilla, Cadiz, Moguer und Lissabon. Zehn Jahre später diente er bereits als Tauschmittel, um die ersten Sklaven an Afrikas Küsten zu kaufen und bald darauf bauten ihn die Schwarzen an.
Die erste präzise Beschreibung der Zigarre stammt aus dem 1542 erschienenen Buch „Die rasche Vernichtung der Indianer“ des Dominikanerpaters Bartholomé de Las Casas: „Es waren trockene Gräser, eingewickelt in ein ebenfalls trockenes Blatt, so daß eine Art Rolle entstand, wie die Kinder sie am Fest des Heiligen Geistes haben. Sie zündeten sie am einen Ende an, saugten am anderen und inhalierten den Rauch. Dieser Rauch wirkte betäubend auf sie, berauschte sie sozusagen, doch verhinderte er, so sagten sie, daß sie Müdigkeit verspürten. Diese Rollen oder wie immer man sie bezeichnen möchte, nannten sie tabaccos.“
Der Franziskanermönch André Thevet pflanzte 1556 in seinem Garten in Angoulême in Frankreich den ersten Tabak. Ein Jahr später veröffentlichte er seine „Singularités de la France Antarctique“, in denen er auch von der Zigarre erzählt; sinngemäß heißt es dort: „Das Kraut wird gepflückt und im Schatten getrocknet. Nach der Trocknung umwickelt man eine bestimmte Menge mit einem Palmblatt und rollt es auf die Länge einer Kerze zusammen. Dann zündet man das eine Ende an und atmet den Rauch durch Nase und Mund ein. Wenn man es nicht gewohnt ist, ist der Gebrauch dieses Krauts nicht ungefährlich, der Rauch kann zu Schweißausbrüchen bis hin zur Ohnmacht führen.“
Der Siegeszug des Tabaks war nicht aufzuhalten. Französische Hugenotten führten ihn 1565 in Deutschland ein, Walter Raleigh brachte ihn nach England. 1571 wurde Tabak in Spanien zum Medikament erklärt; die Anwendungsgebiete waren vielfältig: Giftige Bißwunden, Lungenleiden aller Art, Kopfschmerzen, Rheumatismus, Zahnschmerzen, Erkältungen, Verstopfung, Magenleiden und Nierensteine. Ab 1595 war der Tabak paraktisch auf der ganzen Welt bekannt.
Die ersten Tabakplantagen entstanden bereits 1612 in Virginia, doch in den amerikanischen Kolonien wurde Tabak nur in Pfeifen geraucht. Ab 1717 wurden Zigarren aus kubanischem Tabak in Sevilla hergestellt, um 1790 entstanden kleine Zigarrenfabriken in Deutschland und ab 1816 auch in Frankreich.
Zu dieser Zeit setzte in Europa die Nachfrage nach Zigarren höherer Qualität ein und die „Sevillas“ (die spanischen Zigarren) wurden durch jene aus Kuba verdrängt. Das Zigarrerauchen wurde in England und Frankreich zu einer so verbreiteten Sitte, daß in Zügen Raucherabteile bereit gestellt und in Clubs und Hotels Rauchzimmer eingerichtet wurden. Die Hausjacke, die die Kleidung vor Zigarrenrauch schützen sollte, heißt heute noch immer Smoking („Rauchanzug“).
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Kuba 9500 Plantagen und die Fabriken schossen wie Pilze aus dem Boden. Von den auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung existierenden 1300 Fabriken waren Anfang des 20. Jahrhunderts noch 120 übrig. Exportiert wurde hauptsächlich in die USA, 1855 ist der Rekordwert von 356 582 000 Stück erreicht. Dann erhöhten 1857 die USA ohne Ankündigung drastisch ihre Zollgebühren und Kuba stürzte in eine tiefe Krise.
In diese Zeit fällt die Unterscheidung nach Sorten und Formaten, die Bauchbinden wurden eingeführt und das Vorlesen literarischer, politischer oder sonstiger Schriften während des Zigarrenrollens nahm seinen Anfang.
1868 brach auf Kuba der erste Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien aus, 1895 schaltete sich schließlich Amerika ein und 1901 erhielt die Republik Kuba eine Verfassung. Amerika behielt sich jedoch vor, „zu intervenieren, um die Unabhängigkeit zu garantieren“. Ende der 1930er Jahre regierte mit Meyer Lansky und dem Volkstribun Batista faktisch die Mafia in Kuba. Die Zigarren widersetzen sich jedoch erfolgreich jeder Krise.
Im Zuge der Revolution 1959 floh nicht nur der Diktator Batista, auch zahlreiche renommierte Zigarrenfabrikanten verließen das Land. „Die Zeit der Marken ist vorbei“, verkündete Fidel Castro 1960 zur allgemeinen Verblüffung und tatsächlich wurden Namen, Kisten, Etiketten und Bauchbinden, seit über einem Jahrhundert etabliert, einfach abgeschafft. Die 960 Zigarrensorten die es gegeben hatte, reduzierten sich auf vier mit dem Namen Siboney, Familienname eines Patrioten, hergestellt unter dem Monopol des Staats. Der Export brach sofort zusammen.
Die Tabakbauern (vegueros) erhielten ihren Besitz zurück, 90 % der Tabakanbaufläche auf Kuba. Um die Produktion von Zigarren wieder anzukurbeln, fragte man schließlich Davidoff in Genf um Rat. Er empfahl die Wiedereinführung der Marken und die Aufnahme traditioneller Produktionsmethoden. Bald bot Cubatabaco wieder mehr als 300 Sorten an, versehen mit Bauchbinden berühmter Marken. Die Qualität ließ leider zu wünschen übrig, da auch viele Fachleute das Land verlassen hatten. Erst 1964 überzeugte dank einer hervoragenden Ernte wieder die Qualität.
Eduardo Rivero, Freund eines Leibwächters von Fidel Castro und seit seinem siebten Lebensjahr Zigarrenroller, komponierte 1962 eine Zigarre mit neuem Aroma, die dem Revolutionsführer ausgezeichnet mundete. Er wurde alleiniger Lieferant des Oberkommandierenden und seiner Eskorte und 1963 Geschäftsführer der neu gegründeten Fabrik „El Laguito“. Er wählte selbst die schönsten Blätter aus, überwachte den Produktionsprozess (einschließlich der dreifachen Fermentierung, die vielen Stimmen zufolge das Geheimnis der Qualität darstellte). 1967 wurde im Vuelta Abajo eine Plantage eingerichtet, deren Tabakernte ausschließlich seiner Fabrik vorbehalten war. Nur einen Namen hatte die Zigarre noch nicht…
Fidel Castro befand, daß die Zigarre einen Namen tragen sollte, der an das Cuba vor Kolumbus erinnerte, als die noch freien Indianer der Welt die Zigarre schenkten. So kam man auf „Cohiba“, diesen Namen hatten die Taino-Arawak-Indianer ursprüglich ihrem Tabak und ihren Zigarren gegeben.